Kostenwahrheit im Münchner Verkehr schaffen

Erstmalig detaillierte Zahlen für gesellschaftlichen Kosten und Nutzen der Verkehrsträger in München

München, den 12. Juni 2019

Wenn sich die Münchner entscheiden müssen, ob sie zu Fuß, mit dem Rad, der MVG oder dem Auto in der Stadt vorankommen wollen, spielt auch der Preis eine Rolle: Besitze ich schon ein Fahrrad oder Auto? Was kostet das Ticket, was kostet der Sprit?

Das sind die Kosten, die jeder Einzelne selbst zu tragen hat. Bei der Verkehrsmittelwahl nicht berücksichtigt werden sogenannte negative externe Effekte, also Kosten, die anderen Bürgern beziehungsweise der Allgemeinheit aufgebürdet werden. Das sind zum Beispiel Schäden für das Klima, schlechte Luft und Lärm, aber auch die Folgekosten von Unfällen. Ebenso wird der immense gesellschaftliche Nutzen des Fuß- und Radverkehrs (Gesundheitsnutzen) nicht in den Preisen abgebildet.

Die Universität Kassel hat unter Leitung von Prof. Dr. Sommer in einem vom Bundesverkehrsministerium geförderten Forschungsprojekt ein neuartiges Tool zur gesellschaftlichen Kosten-Nutzen-Analyse der einzelnen Verkehrsträger auf kommunaler Ebene entwickelt. Dieses Tool wurde von Johannes Schürmann und Ester Scheck von der Initiative MunichWays auf München angewendet und liefert somit erstmalig Zahlen für die Landeshauptstadt:

  • Mit PKWs werden in München nur 34 Prozent der Wege zurückgelegt (Modal Split), aber ihr Anteil an den externen Kosten liegt bei 70 Prozent, auf LKWs entfallen weitere 10 Prozent.
  • In München kostet jeder mit dem Pkw zurückgelegte Weg die Gesellschaft 36 ct, mit dem Fahrrad 10,5 ct, mit dem ÖPNV 4,4 ct und zu Fuß 2,5 ct.
  • Beim Rad- und Fußverkehr steht den geringen Kosten ein hoher Gesundheitsnutzen gegenüber, der die Gesellschaft mit 5,10€ bzw. 6,30€ pro Stunde aktiver Mobilität finanziell entlastet.

Das Fazit der Autor*innen lautet:

  1. Während pro in München gefahrenem Kilometer beim Auto die gesellschaftlichen Kosten mit 6,7 ct überwiegen, erzeugt der Radverkehr je gefahrenem Kilometer in Summe 24 ct gesellschaftlichen Nutzen, hauptsächlich auf Grund des Gesundheitsnutzens.
  2. Die gesellschaftlichen Kosten entstehen im Radverkehr einzig durch Unfallkosten, welche durch eine Verbesserung der Radinfrastruktur in München wie in anderen Städte drastisch gesenkt werden können.
  3. Ein weiteres Ergebnis der Studie: Radfahrer*innen werden bei Verkehrsunfällen meist selbst geschädigt, während der MIV vor allem andere Verkehrsteilnehmende gefährdet.
  4. Die Studie betrachtet verkehrsbedingte externe Kosten und Nutzen, die nicht vom Verursacher getragen werden, sondern auf die Gesellschaft umgelegt werden. Für die Betrachtung aller Kosten, die durch Einnahmen und Ausgaben der Stadt charakterisiert sind, insbesondere Infrastrukturausgaben, gibt es bereits ebenfalls ein fertiges Modell der Universität Kassel, für das jedoch bis jetzt keine Daten der Stadt München verfügbar sind. Wir empfehlen dies als nächsten Schritt durchzuführen.

Gudrun Lux, Sprecherin des Radentscheid-Bündnisses, reagiert auf die Studie:

„Diese Zahlen bestätigen uns natürlich. Aktuell wird der Autoverkehr gefördert, der der Allgemeinheit viele Kosten aufbürdet: Lärm, schlechte Luft, Klimawandelfolgen und Unfälle. Wir wollen den öffentlichen Raum in München gerechter verteilen – mehr Platz für Mobilität, die kaum gesellschaftliche Kosten verursacht – also fürs Radeln und Zufußgehen.“

Sonja Haider, Sprecherin des Radentscheid-Bündnisses, fordert:

„Ich hoffe, die Stadt München wacht jetzt endlich auf, denn diese Zahlen zeigen den enormen gesellschaftlichen Nutzen, den Radfahren für München hat. Und es zeigt sich auch, dass mit einer sicheren Infrastruktur die Kosten der Unfälle signifikant reduziert werden können!“

Die Studie schafft Kostenwahrheit im Münchner Verkehr. Dem muss auch die Stadtpolitik mit ihren Ausgaben und der Verteilung des Verkehrsraum folgen. Aus volkswirtschaftlicher Sicht sollte insbesondere der Fuß- und Radverkehr gefördert werden. Dieser hat geringe externe Kosten und einen ausgesprochen großen externen Nutzen. Wenn immer mehr Autofahrende auf aktive und öffentliche Verkehrsmittel umsteigen, profitieren alle Einwohnerinnen und Einwohner davon. Der Radentscheid München trägt mit seinen Forderungen dieser wissenschaftlichen Analyse Rechnung.

Ergebnisse

Die Präsentation, die Kurzstudie sowie alle Grafiken finden Sie hier:
Ergebnisse Kosten/Nutzen Analyse MunichWays
Grafiken zur freien Verwendung mit Hinweis auf den Urheber: Wolfgang Gebhard, Visuelle Kommunikation

MunichWays – Kontakt:

Johannes Schürmann, Tel. 0176 82 600 505, johannes.schuermann@munichways.de

https://www.munichways.de/was-kostet-der-verkehr-in-muenchen-wirklich/

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