Radschnellweg Dachau: Vertane Chance bei Schwere-Reiter-Brücke?
Das Bündnis Radentscheid München kritisiert die Ablehnung einer neuen Brücke über die Schwere-Reiter-Straße und die Intransparenz des Mobilitätsreferats in dieser Angelegenheit. Die Brücke ist ein wichtiger Baustein für die geplante Radschnellverbindung in Richtung Dachau mit überregionaler Bedeutung und ein Schlüsselelement für ein autoreduziertes Quartier.
Die vom Stadtrat 2019 beschlossene und längst fertiggestellte Machbarkeitsstudie für eine Rad- und Fußgängerbrücke von der Heßstraße in den Olympiapark ist bisher nicht veröffentlicht worden. Das kritisiert das Bündnis Radentscheid München (REM) scharf und beklagt Intransparenz im Prozess. Das Projekt wird vom REM als wichtiger Lückenschluss für eine Radschnellwegverbindung (RSV) in Richtung Dachau betrachtet, hat also mehr als lokale, sondern überregionale Bedeutung.
Eine zügige und sichere Querung der sehr breiten und gefährlichen Schwere-Reiter-Straße mit Tram-Linienverkehr ist aus Sicht des REM für die Umsetzung der vom Stadtrat übernommenen Vorgaben des Radentscheid München, die sich an allgemeinen Standards für sichere und komfortable Radinfrastruktur orientieren, unabdingbar. Das Geld ist offenbar ausgegeben – 50.000 Euro wurden in die Studie investiert. Mehrere Stadtratsfraktionen, die Bezirksausschüsse (BA) und zahlreiche Bürger*innen hatten sich als elegante Querung der neuralgischen und verkehrsreichen Schwere-Reiter-Straße für eine breite Rad- und Fußgängerbrücke ausgesprochen. Seit 2017 haben sich parteiübergreifend sieben Stadtratsanträge und zahlreiche Anträge aus den BA 3, 4 und 9 für diese Radroute mit Brücke ausgesprochen und eine Machbarkeitsstudie gefordert, resümiert der REM.
Mit der Fuß- und Radwegbrücke über die Schwere-Reiter-Straße bietet sich die Chance, das Kreativquartier mit dem Olympiapark barrierefrei und städtebaulich reizvoll zu verbinden, hieß es vom Bündnis weiter. Die Brücke habe dabei eine Schlüsselposition, unterstreichen die REM-Verantwortlichen. Die Planungen zur Rad- und Fußverkehrsbrücke seien eng mit der Realisierung einer Radschnellverbindung nach Dachau verzahnt, betont der REM. Man verweist zudem auf die geplante Neuaufteilung der Verkehrsfläche in der Schwere-Reiter-Straße. Die einzelnen Projekte müssten gut und effizient aufeinander abgestimmt werden.
“Der Stadtrat soll die Brücke beerdigen, ohne dass er, die Bezirksausschüsse, der ADFC, der Radentscheid München, Fuß e.V., oder sonstige Bürgergruppen die Brücken-Studie überhaupt sehen durften und sich mit den Argumenten auseinandersetzen konnten. Das halten wir für unprofessionell”, findet Katharina Horn, Sprecherin des REM.
REM-Sprecher Andreas Schön vom ADFC ergänzt: “Wir fordern den Stadtrat auf, den Beschluss zur Umgestaltung der Schwere-Reiter-Straße zu vertagen, bis alle Unterlagen vorgelegt wurden und sich weiterhin für den Bau dieser wichtigen Brücke und Radschnellweg-Verbindung einzusetzen. Angesichts der ansonsten guten und vertrauensvollen Zusammenarbeit mit dem Mobilitätsreferat fragen wir uns, warum das hier nicht klappt?”
Es gehe auch um die Chance, den zahlreichen Menschen, die in dem neuen Quartier wohnen und arbeiten werden – das Radfahren attraktiver zu machen als das Autofahren, so die REM-Verantwortlichen. Die aktuelle Planung sehe das Gegenteil vor, mit der Öffnung der Heß- und Emma-Ihrer-Straße für den Motorisierten Individualverkehr (MIV) und schaffe darüber hinaus viele Parkplätze und Tiefgaragen. Zudem sei der Öffentliche Nahverkehr nur mittelmäßig ausgebaut, schon jetzt seien Tram und Busse überfüllt. Hier könne eine zukunftsgerichtete, sichere und nicht zu kleinteilige Radinfrastruktur Abhilfe schaffen. Und eine Radschnellverbindung werde in ihrem Sinn durch viele Ampelstopps und Umwege, teils über Tramschienen, wie es jetzt geplant ist, ad absurdum geführt, monierte der REM.