Endlich Abhilfe schaffen für Reisende

Mit einer Aktion am Donnerstag, den 24. Oktober 2024 um 15:30 Uhr in der Arnulfstraße 2 fordert der Radentscheid München sofortiges Handeln. Der Radentscheid München unterstützt eine Petition an die Landeshauptstadt München: die Petition verlangt angemessene Fahrradabstellplätze am Bahnhof. 

Zugreisende, die mit Fahrrädern zum Hauptbahnhof anreisen, finden seit Jahren keine geeigneten Abstellmöglichkeiten. Die chaotische Situation spitzt sich durch die Baustellenabsperrungen noch zu. Seit 2019 ist der Radverkehr in München um 30% gestiegen: Die Abstellsituation am Hauptbahnhof hat keineswegs mitgehalten. Benachteiligt von dieser Situation sind täglich viele tausend Menschen, die mit und ohne Fahrrad, Rollkoffer und Kinderwägen den Bahnhof durchqueren, wie auch besonders die Menschen mit Mobilitäts- und Sehbehinderungen, die am Bahnhof unterwegs sind.

Um die Situation für Radfahrende und Fußgänger*innen am Bahnhof während der langen Bauzeit des neuen Bahnhofsgebäudes zu entschärfen (noch weitere 11 Jahre!), wurde bereits 2020 ein „Konzept für das bauzeitliche Fahrradparken am Bahnhof“ angekündigt: bisher ist das nicht umgesetzt. 

Die Landeshauptstadt München nutzt noch nicht einmal vorhandene Flächen: Die aktuell verschlossene Fußgängerunterführung unterhalb der Kreuzung Seidlstraße/ Arnulfstraße sollte eines Tages eine Radabstellanlage mit 300-350 Fahrradparkplätzen werden. Als Ausgleich für den baubedingten Wegfall war schon für 2023 eine Eröffnung an dieser Stelle vorgesehen. Bisher ist hier nichts geschehen! Eine Ortsbegehung im Oktober 2023 mit Verantwortlichen aus den zuständigen Behörden führte weder zum Umbau noch zur Freigabe der Unterführung.

Die Deutsche Bahn weigert sich ebenfalls, Radabstellmöglichkeiten zur Verfügung zu stellen. Die alte Schalterhalle im Starnberger Flügelbahnhof diente schon 2021/22 als Radlparkplatz für 350 Fahrräder. Sie wurde danach aber geräumt und ist seitdem überwiegend leer und ungenutzt.

“Seit Jahren haben wir am Hauptbahnhof untragbare Zustände, und jetzt in der Umbauzeit ist es noch heftiger geworden.” klagt Stadträtin Sonja Haider. “Fast an jedem Bahnhof finden Sie Fahrradgaragen mit über 1.000 Stellplätzen, z.B. in Dachau, Augsburg, Nürnberg. Warum bekommen wir in München nicht einmal ein paar Hundert Plätze auf freien Flächen hin?”

Sprecherin des Radentscheides Katharina Horn führt an: “Wir sehen nicht ein, dass die Unterführung und die Schalterhalle nicht sofort freigegeben werden. Radelnde müssen ihre Räder sicher abstellen und anschließen können. Schließlich hat die Stadt bereits 2019 versprochen, Fahrradabstellanlagen bereitzustellen! Jetzt braucht es Taten.”

Die Unterführung könnte wieder Räder beherbergen
Diese Räder brauchen gute Abstellanlagen

Die Bürgerinitiative Lindwurmstraße, der Fachverband Fußverkehr FUSS e.V. München und der Radentscheid München fordern mit Nachdruck den sofortigen Umbau der Lindwurmstraße. Auf den sehr schmalen Fußwegen und sehr schmalen Radwegen mit deutlich über 9.000 Radelnden pro Tag kommt es oftmals zu Konflikten zwischen Fußgänger*innen und Radelnden, es gibt kaum Platz für Freischankflächen noch geregelte Lösungen für den Lieferverkehr. Der Umbau der Lindwurmstraße bietet nun die Gelegenheit, den öffentlichen Raum neu zu gestalten und den Bedürfnissen aller Verkehrsteilnehmer*innen gerecht zu werden. Fußgänger*innen und Radfahrer*innen verdienen sichere und attraktive Wege, der Lieferverkehr benötigt Lieferzonen.

Die Planungsvarianten der Stadt für den längst überfälligen Umbau wurden hinreichend diskutiert, etliche Zielvorgaben wie Vision Zero, klimaneutraler Verkehr wie zum Beispiel durch den Ausbau der Radinfrastruktur und ein zu 80 Prozent abgasfreier Umweltverbund bis 2025, sind längst beschlossene Sache. Nun ist es Zeit, die anstehende Aufgabe beherzt umzusetzen und den Umbau anzugehen und zwar in der gesamten Lindwurmstraße bis zur Pfeuferstraße.

In ausgiebigen Runden mit den Anwohnerinnen und Gewerbetreibenden, mit der IHK und den weiteren Wirtschaftsverbänden wurde deutlich, dass ein Umbau zu Gunsten des Lieferverkehrs, der Zufußgehenden und der Radfahrenden notwendig ist und von allen wesentlichen Stakeholdern unterstützt wird. 

Andreas Schön, Sprecher Radentscheid München sagt dazu: „Wir freuen uns sehr, dass der Beschluss des Radentscheid-konformen Umbaus der Lindwurmstraße offenbar unmittelbar bevorsteht und bedanken uns ganz herzlich bei allen, die daran konstruktiv mitgewirkt haben. Wir sind erleichtert, dass nicht auf Kosten der Sicherheit und der Funktionalität der Radwege gespart werden soll. Ärgerlich und unverständlich ist jedoch, dass offenbar der stadtauswärtige Abschnitt zwischen Bavariastraße und Pfeuferstraße mit erheblich zu schmalen und nicht regelkonformen Rad- und Fußwegen nun doch nicht umgebaut werden soll. Hier wird an der falschen Stelle gespart und muss noch nachgebessert werden.“

“Auf der Lindwurmstraße ist viel Platz! Wir freuen uns, dass mit dem Vorschlag aus dem Stadtrat nach der langen Diskussion nun den Menschen der Platz zurückgegeben werden soll, das ist für uns ein großer Erfolg unseres gemeinsamen Engagements aus der Zivilgesellschaft. Die vorgesehene Breite von 2,50m ist für den Fußverkehr dringend nötig. Langfristig ist der vollständige Umbau der Gehwege mit Gehwegplatten dennoch notwendig. Wir erhoffen uns bald neue Freischankflächen, Bänke zum Ausruhen und eine vielfältige Nutzung der Fläche und werden die Umgestaltung weiter aufmerksam begleiten. Die Lindwurmstraße soll wieder Raum für Begegnung, fürs Flanieren und Sitzen, ein echtes Quartierszentrum für unser städtisches Leben werden”, sagt Anais Schuster Brandis, Sprecherin von FUSS e.V. München.

„Als Bürgerinitiative ‘Lindwurmstraße für alle’ sehen wir in diesem Umbau eine große Chance für uns alle und fordern daher, diese Pläne konsequent umzusetzen – auch wenn das auf mehrere Jahre und Abschnitte aufgeteilt wird. Wir fordern ebenso, dass neben den Plänen für Auto- und Radspur auch die baulich einheitliche Gestaltung für den Fußweg kommt!“, so Georg Koch, Sprecher der Bürgerinitiative Lindwurmstraße.

Eine größere Auswahl der Fotos der Aktion ist hier!

Der Radentscheid München (REM) und Partner gedachten zum siebten Mal in Folge mit dem Ride of Silence der im Verkehr getöteten Radfahrer*innen. Trauriger aktueller Anlass war auch der Tod einer Radlerin auf einem Radfahrstreifen in Mittellage auf der Kreillerstraße. Das Bündnis fordert “Vorfahrt für Sicherheit” und endlich eine konsequente Umsetzung der Vision Zero. 

Mit knapp 100 Teilnehmenden hat der Radentscheid München und seine Partnerorganisationen beim Ride of Silence (RoS) der im Verkehr getöteten Radlerinnen und Radler gedacht. Dieser findet jedes Jahr am 3. Mittwoch im Mai statt. Startpunkt war der Europaplatz am Friedensengel. Die Teilnehmenden fuhren traditionell gemeinsam ganz in weiß gekleidet und wurden von der Polizei bei ihrer Gedenkfahrt begleitet. “Die Stadt hat doch schon vor vielen Jahren die Vision Zero beschlossen. Warum werden dann noch immer Radfahrstreifen in Mittellage gebaut?”, fragte REM-Sprecher Andreas Schön. Ein kleiner Fehler könne dort große und potenziell tödliche Wirkung haben, erklärte der ADFC-Vorsitzende bei der Gedenkstation der verunfallten Radfahrerin an der Kreillerstraße. Die Kollision hatte auch im Stadtrat eine intensive Debatte über sogenannte “Radfahrstreifen in Mittellage” ausgelöst. “Dieses Konzept und Layout priorisiert eben die Leistungsfähigkeit und ist alles andere als fehlerverzeihend”, kritisierte Schön, wie bereits bei der Einrichtung des RIM an dieser Stelle im Jahr 2019. 

Dabei sei doch allseits bekannt, welche die speziellen Gefahrenlagen für Radfahrende seien. “Wir brauchen keine weiteren Analysen oder Untersuchungen. Alle Elemente für sichere Radinfrastruktur liegen vor. Wir wissen, wie sich Unfälle vermeiden oder zumindest abmildern lassen”, appellierte Schön. Als traurige Tatsache bezeichnete es REM-Sprecherin Katharina Horn, dass man auch in diesem Jahr wieder zu einem Ride of Silence aufbrechen müsse. “Es kann nicht sein, dass wir im Jahr 2024 noch immer Tote wegen schlechter Radinfrastruktur beklagen müssen”, kritisierte Horn und ergänzte: “Die Vision Zero ist beschlossen – jetzt fehlen die Maßnahmen”.

Für fehlerverzeihende Fahrradinfrastruktur sprach sich auch Martin Laschewski aus, der gemeinsam mit anderen Aktiven einige der Ghostbikes präpariert und lackiert hat. Das sei eine überaus bedrückende Tätigkeit, beschrieb der Radaktivist und Zweiradmechaniker. “Es darf einfach nicht als Normalität hingenommen werden, dass es tote Radfahrer*innen im Verkehr gibt. Umgekehrt: Es muss selbstverständlich werden, dass niemand im Verkehr stirbt. Bei allen politischen Debatten und Abwägungen, schlussendlich geht es um Menschenleben, die man retten muss”, appellierte er. Und forderte als sofortige Maßnahme Tempo 30 im Innenstadtbereich. Der Ride of Silence müsse nach seiner siebten Ausgabe in Folge, bei der wieder jedesmal wieder neue Geisterräder aufgestellt wurden, ein Ende haben, forderte Laschewski. 

Die Stationen des Ride of Silence 2024: 

  • Kreillerstraße, Ecke Bajuwarenstraße: An einem “Radfahrstreifen in Mittellage” (RIM) wurde am 26. April 2024 eine Radlerin von einem die Fahrspur wechselnden LKW überfahren und verstarb. 
  • Giesinger Berg: Im März 2022 nutzte am frühen Abend ein 65-Jähriger den Radweg am Übergang zur Martin-Luther-Straße nach links und wurde im Bereich der Ampel von einem PKW erfasst und so schwer verletzt, dass er später im Krankenhaus verstarb. 
  • An der Kreuzung Marsstr. / Pappenheimstr. erinnerten die Teilnehmenden an einen jungen Mann, der im November 2020 an der Kreuzung bei grünem Signal radelte. Eine PKW-Fahrerin missachtete das Rotlicht und überfuhr ihn. 

Auch als Vermächtnis der Opfer schlechter Radinfrastruktur will der Radentscheid München den Kampf für sichere und fehlerverzeihende Radinfrastruktur und die vom Münchner Stadtrat beschlossene „Vision Zero“ – Null Tote im Verkehr – fortsetzen. Das Bündnis fordert, diese endlich konsequent umzusetzen.  

Der Radentscheid München bedankt sich bei der Radlwerkstatt R18 für die hilfreiche Unterstützung durch Bereitstellung von 6 weißlackierter Räder.

Wir danken Johannes Reichel für die Fotos.

Einladung: Presse- & Fototermin

Der Radentscheid München zeigt am Mittwoch 20. März um 13:00 Uhr wie die Zukunft mit Protected Bike Lanes aussehen kann

Datum: 20. März 2024

Uhrzeit: 13 Uhr

Treffpunkt: südliche Kreuzung Prinzregentenstraße / Widenmayerstraße

Endlich Sicherheit und Platz für den Radverkehr auf der Isarparallele einer der meistbefahrenen Radwege Münchens!

Der Radweg am stadtseitigen Isarufer entlang der Erhardtstraße und der Widenmayerstraße, die sogenannte Isarparallele, zählt zu den am stärksten befahrenen Radwegen in München. Die Zählstelle am Deutschen Museum registrierte im Jahr 2022 bis zu 11.000 Fahrradfahrende an nur einem Tag! 

Fußverkehr und Radverkehr in beiden Richtungen haben an der Isarparallele viel zu wenig Platz. Ein geschützter Radfahrstreifen – eine “Protected Bike Lane” – auf der Fahrbahn kann Abhilfe schaffen und für die dringend notwendige Sicherheit sorgen. 

Radler*innen und radfahrende Familien schätzen die Vorteile dieser gesicherten Radfahrstreifen, die durch bauliche Maßnahmen wie beispielsweise Poller von der Fahrbahn der schnellen Kraftfahrzeuge abgetrennt sind. Protected Bike Lanes wurden bereits in der Brienner Straße und der Kapuzinerstraße erfolgreich erprobt. Das Ergebnis der Auswertung ist durchweg positiv und lädt zur Nachahmung ein.

Aktuell besteht auf der Isarparallele direkt neben dem Fußweg ein besonders schmaler Zweirichtungsradweg – auf vielen Abschnitten kaum breiter als ein normgerechter Radweg für nur eine Fahrtrichtung. Das Überholen von langsamen Radfahrenden ist wegen des starken Gegenverkehrs schwierig.

Regelmäßig kommt es zu gefährlichen Situationen. Kein Wunder, dass unerfahrene Radfahrende und Kinder, selbst in Begleitung von Erwachsenen, auf diesem Radweg selten anzutreffen sind. Dieser Abschnitt gilt schon lange als besonders stressig und gefährlich. 

“Eine Protected Bike Lane für den Radverkehr in Richtung Süden auf der östlichen Straßenseite und den vorhandenen Radweg ausschließlich für den radelnden Verkehr nach Norden nutzen, entschärft die Situation deutlich und ist auf dieser beliebten Strecke dringend nötig”, sagt Holger Quick vom Radentscheid München zu diesem Vorschlag. 

Gleichzeitig kann der Radweg unmittelbar neben dem Gehweg direkt am Isarufer aufgelöst werden und den Fußgänger*innen komplett zur Verfügung gestellt werden. Das wertet das stadtseitige Isarufer für Erholung und Freizeit auf und erhöht die Lebensqualität für Bewohner*innen und Gäste der Stadt. 

“Jetzt wird es wirklich Zeit, dass die Münchner Infrastruktur den Bedürfnissen der Menschen angepasst wird. Mehr Radfahrende heißt, dass wir weniger Autoverkehr haben werden und das ist das erklärte Ziel der Politik,” so Katharina Horn, Sprecherin des Radentscheid München. Sie ergänzt: “Radwegbreiten wie an der Isarparallele müssen der Vergangenheit angehören und da es Möglichkeiten gibt, das schnell und kostengünstig umzusetzen – worauf warten wir noch?”

Der Radentscheid München setzt darauf, dass der Stadtrat und das Mobilitätsreferat diese günstige und schnelle Lösung für die akut nötige Erweiterung der Isarparallele entschlossen aufgreifen. Eine solche Umgestaltung bringt eine spürbare Verbesserung für die zunehmende Zahl an Radnutzerinnen und Radnutzern auf der Isarparallele auf die Straße – noch in dieser Legislaturperiode.

So könnte die Widenmayerstraße aussehen. Visualisierung: Holger Quick. Bild klicken für die Version in voller Auflösung.

Pressemitteilung “Neupriorisierung” REM-Aktion “Wo bleiben unsere Radwege?” 22.1.2024

Knapp fünf Jahre nach der Annahme des Radentscheids beklagen die Verantwortlichen die schleppende Umsetzung, sehen aber zugleich in der “Neupriorisierung” die Chance, die Maßnahmen neu zu fokussieren und zügig anzugehen. Das wollen sie mit ihrer Aktion anmahnen. 

Angesichts des am Mittwoch 24. Januar anstehenden Beschlusses im Mobilitätsausschuss zur „Neupriorisierung“ der Radentscheid-Maßnahmen hat der Radentscheid München (REM) mit einer Protest-Aktion vor dem Rathaus an zehn längst fertig geplante Maßnahmen erinnert (vgl. Anlage). Deren Umsetzung sei knapp fünf Jahre nach Annahme des Radentscheid leider immer noch nicht zum Beschluss vorgelegt worden. Bisher wurde überhaupt nur eine einzige der REM-Maßnahmen, die von den Verantwortlichen zwar als wichtige, aber als weniger prioritär eingestufte Querung Stadelheimer Straße, wirklich auf die Straße gebracht. Wenige weitere Projekte befinden sich derzeit im Umbau oder in einer Testphase. Vgl. https://radwegplanung-muenchen.de/massnahmen-auf-basis-des-radentscheids/

Mit der sogenannten “Neupriorisierung” der REM-Maßnahmen durch den Stadtrat im vergangenen Herbst sei zudem eine aus Sicht des REM unnötige Verzögerung eingetreten, die das Ziel sicherer und komfortabler Radinfrastruktur als eine wichtige Säule einer erfolgreichen Mobilitätswende in München weiter in die Ferne rückt. 

Mit der vorgelegten Neu-Priorisierung gibt es jetzt endlich einen konkreten öffentlichen Fahrplan über das weitere Vorgehen in diesem Jahr. Es handelt sich hierbei allesamt um wichtige Radverbindungen mit teilweise sehr hohen Radverkehrs- und Unfallzahlen. Die geplanten Maßnahmen werden daher erheblich zur Verbesserung der Verkehrssicherheit beitragen. Es wird auch schön gezeigt, dass die Kosten allen Verkehrsarten zu Gute kommen, allein ein Drittel ist oftmals für die neue Oberfläche der Kfz-Spuren. Das nimmt vielleicht ein wenig der unangebrachten Polemik aus der Debatte”, lobte REM-Sprecher Andreas Schön vom ADFC die zum Beschluss anstehende Vorlage des Mobilitätsreferats und ergänzt: “Wir bedauern allerdings sehr, dass es für die Lindwurmstraße weder eine (teilweise) vorgezogene Lösung, noch überhaupt einen konkreten Zeitpunkt gibt, wann diese beschlossen bzw. umgebaut werden soll. Durch die Verlagerung des Radwegs würden sich erhebliche Verbesserungen in der Aufenthaltsqualität für den Fußverkehr und auch für die vielen Gewerbetreibenden ergeben. Eine echte Win-Win-Situation!”.

Kann denn Radweg Luxus sein?”, fragt vor diesem Hintergrund auch REM-Sprecherin Katharina Horn vom Bund Naturschutz. Und setzt ein klares “Nein” dagegen. Das gelte erst Recht, wenn man das noch “ausbaufähige” Niveau der Radinfrastruktur in München betrachte. Von “Luxus” sei man da wahrlich noch weit entfernt, rückt Horn die Verhältnisse zurecht. “In Relation zu den Ausgaben im allgemeinen Haushalt und für Maßnahmen des MIV sind die Kosten der Radinfrastruktur marginal. Die Effekte in Sachen Klimaschutz und Verkehrswende dafür umso größer. Jeder Euro ist hier verdammt gut investiert und hat hohe Multiplikatorwirkung”, kritisiert Horn die aus ihrer Sicht fehlgeleitete und in Teilen ebenso polemische wie unsachliche Debatte. Ihr fehlt die Verhältnismäßigkeit in der öffentlichen Diskussion. Den Begriff “Luxus” hält sie für eine “Verunglimpfung” der Bemühungen des Radentscheids um eine echte Verkehrswende.

Trotz der Verzögerung sieht der Radentscheid in der aktuellen Lage auch eine Chance, zum einen die bereits beschlossenen und öffentlich vorgestellten Maßnahmen nun wirklich zügig umzusetzen. Zum anderen, weitere Maßnahmen mit Hilfe von schnell wirkenden Instrumenten wie den vom REM angeregten geschützten Radwege (Protected Bike Lanes) schneller voranzutreiben und so den Radfahrenden in München rasch eine Verbesserung anzubieten.

Der REM möchte mit der Aktion auch den Stadtrat und die Stadtspitze ermutigen, den Radentscheid nun entschlossen und konsequent umzusetzen.

Anlage Straßenabschnitte

  1. Schwanthalerstraße (ab Sonnenstr. bis Paul-Heyse-Str.)
  2. Kreuzung Dachauer Straße/Wintrichring
  3. Lindwurmstraße
  4. Ungererstraße Süd zwischen Münchner Freiheit und Mittlerer Ring
  5. Ridlerstraße
  6. Stiglmaierplatz
  7. Werinherstraße zwischen Tegernseer Landstraße und Balanstraße
  8. Englschalkinger Straße zwischen Freischütz- / Ostpreußenstraße und Marienburger Straße / Barlowstraße
  9. Truderinger Straße zwischen Baumkirchner Straße und Haringerweg (westlicher Abschnitt)
  10. Pilgersheimer Straße (Freibadstraße – Edlinger Platz)

Mehr Fotos hier verfügbar: von Johannes Reichel und von Ralf Niepel

Das Bündnis Radentscheid München kritisiert die Ablehnung einer neuen Brücke über die Schwere-Reiter-Straße und die Intransparenz des Mobilitätsreferats in dieser Angelegenheit. Die Brücke ist ein wichtiger Baustein für die geplante Radschnellverbindung in Richtung Dachau mit überregionaler Bedeutung und ein Schlüsselelement für ein autoreduziertes Quartier.

Die vom Stadtrat 2019 beschlossene und längst fertiggestellte Machbarkeitsstudie für eine Rad- und Fußgängerbrücke von der Heßstraße in den Olympiapark ist bisher nicht veröffentlicht worden. Das kritisiert das Bündnis Radentscheid München (REM) scharf und beklagt Intransparenz im Prozess. Das Projekt wird vom REM als wichtiger Lückenschluss für eine Radschnellwegverbindung (RSV) in Richtung Dachau betrachtet, hat also mehr als lokale, sondern überregionale Bedeutung. 

Eine zügige und sichere Querung der sehr breiten und gefährlichen Schwere-Reiter-Straße mit Tram-Linienverkehr ist aus Sicht des REM für die Umsetzung der vom Stadtrat übernommenen Vorgaben des Radentscheid München, die sich an allgemeinen Standards für sichere und komfortable Radinfrastruktur orientieren, unabdingbar. Das Geld ist offenbar ausgegeben – 50.000 Euro wurden in die Studie investiert. Mehrere Stadtratsfraktionen, die Bezirksausschüsse (BA) und zahlreiche Bürger*innen hatten sich als elegante Querung der neuralgischen und verkehrsreichen Schwere-Reiter-Straße für eine breite Rad- und Fußgängerbrücke ausgesprochen. Seit 2017 haben sich parteiübergreifend sieben Stadtratsanträge und zahlreiche Anträge aus den BA 3, 4 und 9 für diese Radroute mit Brücke ausgesprochen und eine Machbarkeitsstudie gefordert, resümiert der REM. 

Mit der Fuß- und Radwegbrücke über die Schwere-Reiter-Straße bietet sich die Chance, das Kreativquartier mit dem Olympiapark barrierefrei und städtebaulich reizvoll zu verbinden, hieß es vom Bündnis weiter. Die Brücke habe dabei eine Schlüsselposition, unterstreichen die REM-Verantwortlichen. Die Planungen zur Rad- und Fußverkehrsbrücke seien eng mit der Realisierung einer Radschnellverbindung nach Dachau verzahnt, betont der REM. Man verweist zudem auf die geplante Neuaufteilung der Verkehrsfläche in der Schwere-Reiter-Straße. Die einzelnen Projekte müssten gut und effizient aufeinander abgestimmt werden. 

“Der Stadtrat soll die Brücke beerdigen, ohne dass er, die Bezirksausschüsse, der ADFC, der Radentscheid München, Fuß e.V., oder sonstige Bürgergruppen die Brücken-Studie überhaupt sehen durften und sich mit den Argumenten auseinandersetzen konnten. Das halten wir für unprofessionell”, findet Katharina Horn, Sprecherin des REM. 

REM-Sprecher Andreas Schön vom ADFC ergänzt: “Wir fordern den Stadtrat auf, den Beschluss zur Umgestaltung der Schwere-Reiter-Straße zu vertagen, bis alle Unterlagen vorgelegt wurden und sich weiterhin für den Bau dieser wichtigen Brücke und Radschnellweg-Verbindung einzusetzen. Angesichts der ansonsten guten und vertrauensvollen Zusammenarbeit mit dem Mobilitätsreferat fragen wir uns, warum das hier nicht klappt?”

Es gehe auch um die Chance, den zahlreichen Menschen, die in dem neuen Quartier wohnen und arbeiten werden – das Radfahren attraktiver zu machen als das Autofahren, so die REM-Verantwortlichen. Die aktuelle Planung sehe das Gegenteil vor, mit der Öffnung der Heß- und Emma-Ihrer-Straße für den Motorisierten Individualverkehr (MIV) und schaffe darüber hinaus viele Parkplätze und Tiefgaragen. Zudem sei der Öffentliche Nahverkehr nur mittelmäßig ausgebaut, schon jetzt seien Tram und Busse überfüllt. Hier könne eine zukunftsgerichtete, sichere und nicht zu kleinteilige Radinfrastruktur Abhilfe schaffen. Und eine Radschnellverbindung werde in ihrem Sinn durch viele Ampelstopps und Umwege, teils über Tramschienen, wie es jetzt geplant ist, ad absurdum geführt, monierte der REM.

Rosengoldbrücke
Ein Entwurf für die Brücke: Studentisches Projekt | Leitung Prof. Martin Mensinger | TU München | Juli 2019 Rosengoldbrücke von Marin Shera

Das Bündnis Radentscheid München zeigt sich tief enttäuscht über die schlechte Räumqualität auf Radwegen während des Wintereinbruchs, die das Fahren oft unmöglich machte. Und fordert: In der kalten Jahreszeit darf Klimaschutz keine Pause machen. 

9. Dezember, Wasserburger Landstr. / Solalindenstr. – leider sahen die meisten Radstrecken so aus.

Der abrupte Wintereinbruch ab dem 3. Dezember hat auch den Radverkehr über eine Woche lang großteils zum Erliegen gebracht – trotz der vor allem anfänglich spürbaren Bemühungen des Winterdienstes. Das Bündnis Radentscheid München (REM) ist enttäuscht und ernüchtert über die schlechten Fahrbedingungen auch lange nach Ende des Schneefalls. Dies gilt insbesondere nach den Versprechungen auf Besserung, die erst im November 2023 gegenüber den Verantwortlichen des REM seitens der Behörden getätigt wurden. 

Das Bündnis Radentscheid München stellt nach dem Wintereinbruch fest: Der mangelhafte Winterdienst auf unseren Radwegen machte das Radfahren auf vielen Strecken schlicht unzumutbar und in höchstem Maße gefährlich. Dabei wäre es gerade auch im Winter notwendig, den noch massiveren Auto-Verkehr mit seinen speziell bei kalten Temperaturen hohen Schadstoffemissionen einzudämmen und umweltfreundlichen Transportmitteln wie dem Fahrrad im wahrsten Sinne des Wortes den Weg frei zu machen. Mit sicheren und freien Radwegen würde auch Kindern, Senior*innen und schwächeren Verkehrsteilnehmer*innen eine niedrigschwellige und umweltfreundliche Fortbewegung in der kalten Jahreszeit ermöglicht und Mobilität vom Auto auf das Fahrrad verlagert. Schließlich ist das Fahrrad neben dem ÖPNV und dem Fußverkehr das Schlüsselelement schlechthin für die Verkehrswende. Diese ist ohne höheren Radverkehrsanteil nicht zu schaffen. Laut Stadtratsbeschluss V07383 vom 25.01.2017 will die Stadt den motorisierten Individualverkehr (MIV) bis 2025 auf 20 Prozent verringern. Das gilt auch in der kalten Jahresezeit. Der Klimaschutz darf keine Winterpause machen. 

Das Bündnis REM fordert: 

  • Sicheres Radfahren muss auch im Winter möglich sein. 
  • Die Stadt muss bei der Räumungsqualität und -dichte auf den Radwegen dringend nachjustieren. 
  • Nachräumen muss ebenfalls erfolgen, da durch Räumdienst auf KFZ-Strassen der Schnee auf Radwege geschoben wird.
  • Die Stadt muss das Rad als Transportmittel höher priorisieren und endlich auch im Winter ernst nehmen. 

Es braucht nun aus Sicht des REM eine ehrliche Fehleranalyse und mögliche Lösungen, die auch den Baumschutz berücksichtigen und einen Kompromiss aus Befahrbarkeit und Ökologie finden. 

Katharina Horn, Sprecherin des Radentscheids: “Winterdienst für Radfahrende ist machbar. Ein schnelles und gründliches Räumen, wie auf Teilen des Altstadt-Radlrings und der Radl-Stammstrecke erfolgt, verhindert Eisplattenbildung und ermöglicht weiterhin die Mobilität auf diesen wichtigen Verbindungswegen.”

Noch eine Woche nach dem Schneefall wurden Schneehaufen auf die Radwege verschoben, und die noch bestehenden, teils festgetretenen Eisplatten verfestigten sich, nachdem sie häufig von teils ebenfalls schlecht geräumten Gehwegen ausweichenden Fußgängern komprimiert worden waren. So entstanden gefährliche Furchen, die sich nicht mehr entfernen ließen. Wichtige Radweg-Verbindungen waren spiegelglatte Eispisten, die mit normalen Rädern nicht gefahrlos zu befahren waren. Gleichzeitig waren die Fahrbahnen für den motorisierten Verkehr längst wieder schwarz und sauber.

Andreas Schön, Sprecher des Radentscheids: “Auf den kürzlich beschlossenen Pilot-Streckenabschnitten mit Salz-Einsatz war bereits kurz nach Ende des Schneefalls wieder sicheres Radeln möglich. Dieses Erfolgserlebnis ist jedoch getrübt durch die teilweise unzumutbaren und unfahrbaren Bedingungen auf etlichen Radwegen, Fahrradstraßen und den restlichen Nebenstraßen – auch viele Tage nach Ende des Schneefalls. Die Stadt muss dringend eine Lösung finden, wie zeitnah nach dem Schneefall auch die übrigen Radwege und Fahrradstraßen in einen nutzbaren Zustand gebracht werden können, wenigstens in langsamer Fahrweise.”

Aber die Stadt hat auch bewiesen: Wo ein Wille ist, ist auch bei winterlichen Verhältnissen ein Radweg. So wurden manche Strecken vorbildlich geräumt, das heißt, von Anfang an gründlich und ohne Schneereste, die sich zu Eis verfestigen können. Am 8. November hatte die Stadt München angekündigt, dass der Winterdienst besser funktionieren soll als in den vergangenen Jahren, nötigenfalls mit Einsatz von Feuchtsalz auf sieben Teststrecken. Wir haben bereits Aufnahmen von drei der Strecken machen können und festgestellt, dass die Fahrbarkeit dort erheblich besser ist. Guter Radwegdienst im Winter ist also möglich. Für den Klimaschutz nötig ist er ohnehin.  

Hier einige Zitate aus Beschwerdebriefen von Bürger*innen, die uns erreichten: 

“Es waren aber sogar noch (Samstag, 9. Dezember), 8 Tage nach den Schneefällen, Abschnitte auf meiner Strecke, die überhaupt nicht geräumt waren!! Die Autostrassen waren auf der gleichen Strecke schon seit Dienstag wieder komplett frei! Wie sind hier die Prioritäten gesetzt? Ich empfinde es von der Stadt als eine Respektlosigkeit gegenüber den Radfahrenden, auch 8 Tage nach den Schneefällen die Radwege nicht komplett schneefrei zu bekommen.”  

“Es kann aus meiner Sicht nicht sein, dass sich der Stadtrat u.a. mit dem Radentscheid klar zu einer Verkehrswende ausgesprochen hat. Doch Radwege und leider auch Anliegerstraßen nach wie vor so gut wie unbefahrbar sind. Wir haben heute (Sonntag, 10. Dez.) Tag 8 seit dem Wintereinbruch. Für mich unverständlich, dass als erstes Autobahnen, Straßen und der Flughafen frei sind, der SPNV und ÖPNV sowie Fuß- und Radwege in der Prio an letzter Stelle stehen. Eine Woche lang Ausfall der Radinfrastruktur! Ist das Verkehrswende?”

7. Dezember, Kapuzinerstr. / Thalkirchnerstr. Dieser zusammengeschobene Schnee zwingt die Radfahrenden in die Autospur und schmilzt noch langsamer weg!

3. Dezember, Teile des Altstadt-Radlrings – hier Karl-Scharnagl-Ring, geräumt

3. Dezember, Teile der Radl-Stammstrecke, hier die Grünanlage an der Richelstraße, geräumt

Schon am 4. Dezember in der Clemensstraße! FeuchtsalzTeststrecke

7. Dez. Birnauer Str., FeuchtsalzTeststrecke

7. Dezember Erika-Mann-Str., FeuchtsalzTeststrecke

Alle Bilder hier in Original-Größe zum Herunterladen verlinkt:

Fahrradfahrende fordern schnelle Lösung für chaotische Fahrrad-Parksituation am Münchner Hauptbahnhof

Radaktivist:innen fordern den sofortigen Zugang zur leerstehenden Schalterhalle des Starnberger Bahnhofs als temporäre Fahrrad-Abstellanlage ab Winter 2023/2024.

So könnte eine Radlhalle aussehen. Visualisierung: Holger Quick

Die Parksituation für Fahrräder rund um den Hauptbahnhof ist ungelöst. Zugreisende, die mit dem Fahrrad an- und abfahren, finden keine Abstellmöglichkeiten. Die chaotische Situation spitzt sich durch die Baustellen und den dazugehörigen Verkehr am und rund um das Bahnhofsgelände weiter zu.

Die Schalterhalle des Starnberger Bahnhofs ermöglicht das Abstellen von 300 Fahrrädern und wurde in der Vergangenheit bereits dafür genutzt. Der Abriss dieses Nebengebäudes wird erst in 2 Jahren erfolgen. Bislang ist die Deutsche Bahn nicht bereit, die schon seit vielen Monaten leere Schalterhalle als Abstellmöglichkeit zu reaktivieren oder andere Flächen zur Verfügung zu stellen.

Auch die Stadt München hat wenige kurzfristige Lösungsvorschläge.         

Die Schilder lauten: 
"Hbf im Umbau Chaos für die Radpendler SO NICHT!" "Letzte Nutzung vor dem Abriss Fahrradparkplatz HIER" "Das Labyrinth Hbf hat viel zu bieten - auch für uns!" "Platz für dein Rad HIER" "Draußen Chaos innen Leerstand" "Radlhalle why not?"
Die Schilder lauten:
„Hbf im Umbau Chaos für die Radpendler SO NICHT!“ „Letzte Nutzung vor dem Abriss Fahrradparkplatz HIER“ „Das Labyrinth Hbf hat viel zu bieten – auch für uns!“ „Platz für dein Rad HIER“ „Draußen Chaos innen Leerstand“ „Radlhalle why not?“ Foto: Holger Quick

Aus Verzweiflung und im Bemühen, Räder sicher abzuschließen, nutzen Radfahrende sogar das Absperrgitter zum Tramgleis und befinden sich damit im Gefahrenbereich der in hohem Tempo vorbeifahrenden Straßenbahn. Ebenso zeigen die wenigen auf dem Bahngelände vorhandenen Radständer auf der Nordseite des Hauptbahnhofs chaotische Verhältnisse, da sie weder geordnet noch flächeneffektiv aufgestellt sind. Von geordneten Radabstellmöglichkeiten würden sowohl Sehbehinderte, die auf dem Weg zum Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbund in der Arnulfstraße 22 sind, als auch die vielen Fußgänger im Bahnhofsbereich profitieren.

So stehen viele Radl am Hauptbahnhof aktuell

Eine lösungsorientierte Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten ist dringend notwendig, und die Radler:innen müssen endlich bei Stadt und Bahn ernst genommen werden – um damit eine schnellstmögliche Umsetzung von besseren Rad-Abstellbedingungen zu bewirken.

Die Aktion wird organisiert von einem Aktionsteam und der Arbeitsgruppe Radabstellanlagen vom Radentscheid München. Ansprechpartner:innen sind für den Radentscheid München REM Katharina Horn, Sonja Haider als Stadträtin und Isabel Imhof aus der Arbeitsgruppe Radabstellanlagen.

Vor exakt vier Jahren wurden die beiden Bürgerbegehren “Radentscheid München” und “Altstadt-Radlring” mit insgesamt 160.000 Unterschriften vom Münchner Stadtrat beschlossen. Vier Jahre nach dem Beschluss ist es nun Zeit, einen Blick auf Licht und Schatten der Umsetzung zu werfen und Menschen zu Wort kommen zu lassen, die schon jetzt von den Maßnahmen profitieren.

Mit der heutigen Bilanz stellt der Radentscheid die sieben Meilensteine für einen neuen Radweg vor und gibt einen Überblick, über den Stand der einzelnen Projekte:

Insgesamt wurden 65 – für den Radverkehr wichtige – Straßenabschnitte eine Umplanung durch den Stadtrat beauftragt, an denen das Mobilitätsreferat derzeit arbeitet. 20 davon wurden bereits öffentlich vorgestellt. Bei 12 Maßnahmen hat der Stadtrat bereits den Umbau beschlossen, wovon 2 gerade umgebaut werden und 2 bereits fertig sind. Details siehe Anlage.

Hinzu kommen (geplante) radentscheid-konforme Verbesserungen der Radinfrastruktur im Rahmen von sonstigen Baumaßnahmen, wie etwa an der Ludwigsbrücke/ Zweibrückenstraße oder entlang der geplanten Tram-Neubaustrecken (TWT, TNT).

Andreas Schön, Sprecher des Radentscheid München, erklärt: „Das ist heute eine klare Licht-und-Schatten-Bilanz: Einerseits sehen wir die mittlerweile gut eingespielten und konstruktiven Prozesse, hoch motivierte MitarbeiterInnen in der Stadtverwaltung, tolle Umbaupläne und einige bereits für den Umbau beschlossenen bzw. sogar bereits umgesetzten Maßnahmen. Das zeigt: der Radentscheid wirkt, auch dank der engagierten Unterstützung der Stadträt*innen von Grünen, SPD, ÖDP und Linken” und ergänzt “Andererseits ist aber auch klar, dass es noch ein ganz schön langer Weg bis zur vollständigen Umsetzung und einem durchgängigen Radlvorrangnetz in Radentscheid-Qualität ist. Denn leider sind die sieben Meilensteine zu einem neuen Radweg in dieser Stadt im echten Wortsinne „Meilensteine“: große und schwere Brocken. Es ist daher wichtig, dass möglichst viele Maßnahmen parallel angegangen werden, die Prozesse weiter bestmöglich optimiert werden und alle am gleichen Strang ziehen.“


Julia Schnell, Radfahrerin: “Ich freue mich als Radlerin mit drei Kindern, die selber gerne Fahrradfahren, schon jetzt über die Maßnahmen. Ich kann beispielsweise in der Blumenstraße sehen, wieviel sicherer und angstfreier das Radeln für unsere Familie in ganz München werden kann. Dafür bin ich dem Radentscheid München schon jetzt sehr dankbar!”

“Was mich allerdings sehr stört, ist die verzerrte Darstellung wie beispielsweise die letzte Woche beschlossene Elisenstraße, oder die Grüneinfärbung am Altstadt-Radlring”, so Katharina Horn, ebenfalls Sprecherin des Radentscheid München und kritisiert weiter: “Plötzlich werden Maßnahmen, die der Stadtrat selber beschlossen hat, als Luxus-Radwege dargestellt, oder jeder einzelne Parkplatz wird verteidigt, als ginge es um Leben und Tod. Wenn wir wirklich den Radverkehrsanteil signifikant erhöhen und gleichzeitig eine Vision Zero (keine Verkehrstoten) etablieren wollen – dann geht das nicht, ohne mehr Platz für den Radverkehr und damit den ruhenden Autoverkehr einzuschränken. Und dann plötzlich mit nicht nachvollziehbaren Zahlen in die Öffentlichkeit zu gehen, das empfinden wir als unsachlich.” 

Die Vertreter*innen des Radentscheid wünschen sich, dass die Notwendigkeit zur Mobilitätswende von einem breiten Spektrum der demokratischen Parteien akzeptiert und vertreten wird. Und für nachhaltigere Mobilität ist der Radverkehr nun mal ein ganz entscheidender Baustein. Die Klimakrise macht keine Pause. Wir brauchen Tempo, Tempo, Tempo.

Anlage 1: Beschreibung der Meilensteine

Anlage 2: Die Maßnahmen

Bündnis Radentscheid München

Das Bündnis Radentscheid München fordert für ganz München sichere und breite Radwege, ein Rad-Vorrangnetz in der ganzen Stadt, sichere Kreuzungen und Einmündungen sowie mehr Radabstellplätze, sowie die Umsetzung eines Altstadt-Radlrings. Der Trägerkreis aus ADFC, Bündnis 90/Die Grünen, BUND Naturschutz, DIE LINKE, Green City e.V. und ÖDP hat die Unterstützung eines breiten Bündnisses von mehr als 50 Partner*innen und rund 1.000 ehrenamtlichen Radlbotschafter*innen. 160.000 Unterschriften konnten die beiden erfolgreichsten Bürgerbegehren in München, Radentscheid München und Altstadt-Radlring, dem Oberbürgermeister 2019 überreichen.

Diese Fotos dürfen gerne für Pressearbeit benutzt werden, jedes Bild verlinkt auf die große Originaldatei. Der Fotograf-Name ist im Dateinamen.

3 Jahre grün-rot, 4 Jahre Übernahme des Radentscheids – geht’s bitte ein bisserl schneller?

Gute Zusammenarbeit – wenig umgesetzt. Drei Jahre nach der Kommunalwahl zieht der Radentscheid eine gemischte Zwischenbilanz. 

Vor drei Jahren haben die Münchnerinnen und Münchner den Stadtrat neu gewählt. Noch nie waren so viele Unterstützer*innen für besseres Fahrradfahren und die Verkehrswende Mitglieder des Stadtrats. Im grün-roten Koalitionsvertrag steht ein klares Bekenntnis zu Radentscheid und Altstadt-Radlring. Das Fundament für die Umsetzung war gelegt! 

Wir freuen uns über die konstruktive Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung und den Stadträt*innen von Grün/Rot, mit denen wir die Planungen gemeinsam voranbringen. Gemeinsam mit den 30 zusätzlichen Mitarbeiter*innen für den Radentscheid sind inzwischen viele tolle Pläne entstanden. Leider endet da die Erfolgsgeschichte, denn bislang wurden nur zwei kleine Projekte dem Stadtrat zum Beschluss vorgelegt und noch keine einzige Maßnahme baulich umgesetzt,” betont Andreas Schön, Sprecher des Radentscheid München bei der Zwischenbilanz zu drei Jahren grün-roter Regierung in München. 

Doch genau bei der Umsetzung geht’s nur im Schneckentempo voran. 58 Maßnahmen hat der Stadtrat schon beschlossen – konkret gebaut ist kaum etwas. Selbst bei Projekten, die schon vor über einem Jahr öffentlich präsentiert wurden, gibt es noch keinen Umsetzungsbeschluss durch den Stadtrat. Prominentestes Beispiel ist die Boschetsrieder Straße: Der anhand des digitalen Zwillings visualisierte Entwurf kam gut an, wurde von allen sehr begrüßt und die Stadt hat sogar den Deutschen Fahrradpreis dafür bekommen. Weitere Beispiele sind: Domagkstraße, Martin-Luther-Straße/Giesinger Berg, Pilgersheimer Straße, Rheinstraße, …

Durch die neuen Kräfteverhältnisse im Münchner Rathaus wurde klar, dass es nicht beim reinen Lippenbekenntnis zur Umsetzung bleiben kann. Doch wir müssen klar sagen, dass wir uns deutlich mehr Tempo erwartet hatten. Warum müssen die Radler*innen weiter auf die konkrete Verbesserung warten? Warum werden diese fertigen Planungen nicht endlich zur Umsetzung beschlossen?” ergänzt Katharina Horn, ebenfalls Sprecherin des Radentscheid München. “Über die PopUp-Radwege und den Verkehrsversuch zu den geschützten Radfahrstreifen haben wir uns jedoch sehr gefreut.

Gemeinsam mit der Verwaltung haben wir konkrete Planungsleitlinien für die Umsetzung des Radentscheids entwickelt. Beim Thema Radabstellplätze kommen wir jedoch nicht wirklich voran. Auch die Netzplanung, eigentlich das Kernstück einer Radverkehrsstrategie, ist noch nicht beschlussreif. Leider geht es auch bei den Radschnellwegen nicht richtig voran, obwohl diese die Basis für die neue Netzplanung sind.

Der Altstadt-Radlring, das zweite, gleichzeitig mit dem Radentscheid München beschlossene Bürgerbegehren, nimmt am Lenbachplatz Gestalt an; wenn man aber das Gesamtziel ansieht, dann können die paar Meter am Thomas-Wimmer-Ring, dem Lenbachplatz und in der Blumenstraße doch erst der Anfang sein. Der Beschluss zur Grüneinfärbung des Altstadt-Radlrings kam noch rechtzeitig – die ersten Meter am Lenbachplatz sind bereits eingefärbt, weitere werden folgen. Ein gutes Signal!

Katharina Horn ergänzt: “Woran es liegt, dass es nicht schneller vorangeht, darüber können wir nur spekulieren. Wenn wir aber über jeden Bordstein und über jeden wegfallenden Auto-Parkplatz diskutieren müssen, dann liegt es vielleicht daran, dass einige das Ziel, nämlich die Umsetzung der beiden Bürgerbegehren sowie die beschlossenen 25 Prozent Radanteil bis 2025 nicht ganz so klar vor Augen haben, wie wir.”