Gedenkkorso für getötete Radler*innen
Der Radentscheid München (REM) und Partner gedachten zum siebten Mal in Folge mit dem Ride of Silence der im Verkehr getöteten Radfahrer*innen. Trauriger aktueller Anlass war auch der Tod einer Radlerin auf einem Radfahrstreifen in Mittellage auf der Kreillerstraße. Das Bündnis fordert “Vorfahrt für Sicherheit” und endlich eine konsequente Umsetzung der Vision Zero.
Mit knapp 100 Teilnehmenden hat der Radentscheid München und seine Partnerorganisationen beim Ride of Silence (RoS) der im Verkehr getöteten Radlerinnen und Radler gedacht. Dieser findet jedes Jahr am 3. Mittwoch im Mai statt. Startpunkt war der Europaplatz am Friedensengel. Die Teilnehmenden fuhren traditionell gemeinsam ganz in weiß gekleidet und wurden von der Polizei bei ihrer Gedenkfahrt begleitet. “Die Stadt hat doch schon vor vielen Jahren die Vision Zero beschlossen. Warum werden dann noch immer Radfahrstreifen in Mittellage gebaut?”, fragte REM-Sprecher Andreas Schön. Ein kleiner Fehler könne dort große und potenziell tödliche Wirkung haben, erklärte der ADFC-Vorsitzende bei der Gedenkstation der verunfallten Radfahrerin an der Kreillerstraße. Die Kollision hatte auch im Stadtrat eine intensive Debatte über sogenannte “Radfahrstreifen in Mittellage” ausgelöst. “Dieses Konzept und Layout priorisiert eben die Leistungsfähigkeit und ist alles andere als fehlerverzeihend”, kritisierte Schön, wie bereits bei der Einrichtung des RIM an dieser Stelle im Jahr 2019.
Dabei sei doch allseits bekannt, welche die speziellen Gefahrenlagen für Radfahrende seien. “Wir brauchen keine weiteren Analysen oder Untersuchungen. Alle Elemente für sichere Radinfrastruktur liegen vor. Wir wissen, wie sich Unfälle vermeiden oder zumindest abmildern lassen”, appellierte Schön. Als traurige Tatsache bezeichnete es REM-Sprecherin Katharina Horn, dass man auch in diesem Jahr wieder zu einem Ride of Silence aufbrechen müsse. “Es kann nicht sein, dass wir im Jahr 2024 noch immer Tote wegen schlechter Radinfrastruktur beklagen müssen”, kritisierte Horn und ergänzte: “Die Vision Zero ist beschlossen – jetzt fehlen die Maßnahmen”.
Für fehlerverzeihende Fahrradinfrastruktur sprach sich auch Martin Laschewski aus, der gemeinsam mit anderen Aktiven einige der Ghostbikes präpariert und lackiert hat. Das sei eine überaus bedrückende Tätigkeit, beschrieb der Radaktivist und Zweiradmechaniker. “Es darf einfach nicht als Normalität hingenommen werden, dass es tote Radfahrer*innen im Verkehr gibt. Umgekehrt: Es muss selbstverständlich werden, dass niemand im Verkehr stirbt. Bei allen politischen Debatten und Abwägungen, schlussendlich geht es um Menschenleben, die man retten muss”, appellierte er. Und forderte als sofortige Maßnahme Tempo 30 im Innenstadtbereich. Der Ride of Silence müsse nach seiner siebten Ausgabe in Folge, bei der wieder jedesmal wieder neue Geisterräder aufgestellt wurden, ein Ende haben, forderte Laschewski.
Die Stationen des Ride of Silence 2024:
- Kreillerstraße, Ecke Bajuwarenstraße: An einem “Radfahrstreifen in Mittellage” (RIM) wurde am 26. April 2024 eine Radlerin von einem die Fahrspur wechselnden LKW überfahren und verstarb.
- Giesinger Berg: Im März 2022 nutzte am frühen Abend ein 65-Jähriger den Radweg am Übergang zur Martin-Luther-Straße nach links und wurde im Bereich der Ampel von einem PKW erfasst und so schwer verletzt, dass er später im Krankenhaus verstarb.
- An der Kreuzung Marsstr. / Pappenheimstr. erinnerten die Teilnehmenden an einen jungen Mann, der im November 2020 an der Kreuzung bei grünem Signal radelte. Eine PKW-Fahrerin missachtete das Rotlicht und überfuhr ihn.
Auch als Vermächtnis der Opfer schlechter Radinfrastruktur will der Radentscheid München den Kampf für sichere und fehlerverzeihende Radinfrastruktur und die vom Münchner Stadtrat beschlossene „Vision Zero“ – Null Tote im Verkehr – fortsetzen. Das Bündnis fordert, diese endlich konsequent umzusetzen.
Der Radentscheid München bedankt sich bei der Radlwerkstatt R18 für die hilfreiche Unterstützung durch Bereitstellung von 6 weißlackierter Räder.
Wir danken Johannes Reichel für die Fotos.