Traurige Pflicht: Erstes Ghostbike des Jahres 2023 aufgestellt

Die Aktiven vom Bündnis Radentscheid München und Freiwillige haben am vergangenen Freitag die traurige Pflicht übernommen, das erste Münchner Ghostbike des Jahres 2023 aufzustellen, in der Schrenkstraße im Westend. Am Mittwoch zuvor wartete dort eine Frau mit ihrem Fahrrad auf das Grünsignal der Ampel. Dabei wurde sie von einem LKW angefahren. Ihre Verletzungen waren so schwer, dass sie einen Herzstillstand erlitt und noch an Ort und Stelle verstarb. Die Polizei sucht nun Zeugen, die Erkenntnisse beitragen, wie der Fahrer die wartende Frau mit seinem Lkw anfahren konnte.

Gerade mal ein Monat ist im neuen Jahr vergangen. Im Jahr 2021 sind 15 Menschen in Stadt und Landkreis im Verkehr zu Tode gekommen, 5 davon Radfahrer*innen. Anders als beim Auto zieht fast jeder Fahrradunfall mehr oder weniger schwere Verletzungen nach sich: Bei den 2975 Fällen im vorigen Jahr zählten die Beamten immerhin 2658 Verletzte. Wir konnten das Ghostbike auch nur deshalb so schnell aufstellen, weil engagierte Freiwillige die weiß angestrichenen Fahrräder mittlerweile schon im Voraus produzieren – und damit der traurigen Realität Rechnung tragen, dass man als Radlerin und Radler im Münchner Stadtverkehr viel zu oft gefährdet ist. Am 25. April 2018 hat der Münchner Stadtrat die “Vision Zero” mit “Null Verkehrstoten” als Grundlage und strategisches Ziel der Münchner Verkehrssicherheitsarbeit beschlossen: Wir wollen auch, dass Sicherheit oberste Priorität in der Stadt- und Verkehrsplanung erhält, aber nicht nur auf dem Papier, sondern auf der Straße. Damit immer mehr Radlerinnen und Radler sich wie dringend geboten klimafreundlich fortbewegen können, ohne dabei ihr Leben zu riskieren und Angst haben zu müssen.

Das Ghostbike mahnt jetzt an dieser Stelle, dass auch hier wie an viel zu vielen Stellen in München eine Gefahrenlage besteht, und steht zum Gedenken an die Verstorbene. Unser Beileid und Mitgefühl gilt den Angehörigen.