Wir feiern jeden Meter der Blutenburgstraße und fordern jeden Meter der Karlstraße!

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Wer aus dem Nordwesten von München mit dem Rad in die Innenstadt rollen will, kann seit dem Sommer 2021 die Blutenburgstraße in voller Länge als Fahrradstraße genießen. Die Zufahrt von der Landshuter Allee aus wurde durch einen kurzen Zweirichtungsradweg verbessert, die fahrradfreundlichen Fahrbahnanhebungen und die geltende Höchhstgeschwindigkeit von 30 km/h bremsen nur noch die Autos aus. So kann nebeneinander unter dem Blätterdach bis zur Innenstadt gerollt werden.

…den ganzen Weg bis zur Innenstadt? Nein! Auf Höhe der Pappenheimer Straße, wo die Blutenburgstraße in die Karlstraße übergeht, ist plötzlich wieder Schluss. Ab hier ist die Ansage: Beton statt Bäume, Tempo 50, eine zum Rasen einladende Fahrbahnbreite, beidseitig Parkstreifen ohne gekennzeichnete Dooring-Zonen und sieben Ampeln bis zum Altstadtring. Sicheres und komfortables Radeln bis in die Innenstadt geht so jedenfalls nicht.

Fahrradstraße schön und gut — wir fordern JEDEN Meter

Der fahrradfreundliche Umbau der Blutenburgstraße läuft so leider voll ins Leere. Von einer Radschnellverbindung zwischen Rotkreuzplatz und Stadtzentrum kann Stand heute keine Rede sein.

Deshalb setzen wir unsere Aktionsreihe #WirFordernJedenMeter vom letzten Jahr fort. Am 18. März haben wir auf jeden Meter der Blutenburgstraße angestoßen und gleichzeitig lautstark die Fortsetzung der Radverbindung Richtung Altstadt gefordert. Denn nachdem der Stadtrat unsere beiden Bürgerbegehren vor nunmehr fast drei Jahren vollumfänglich beschlossen hat, wollen wir echt keine halben Sachen mehr sehen, liebe Stadt!

Daumen runter für die Karlstraße! Hier werden Radfahrer*innen zwischen parkenden und fahrenden Autos gequetscht und das bei Tempo 50 – viel zu gefährlich. Wir fordern, dass auch diese Straße jetzt endlich fahrradfreundlich umgebaut wird. Erst dann entsteht eine echte Radschnellverbindung zwischen Rotkreuzplatz und Altstadtring.

Die Maßnahmen der Blutenburgstraße müssen auf voller Länge der Karlstraße zügig fortgesetzt werden:

  • Fahrradstraße mit Tempo 30
  • Ampelrückbau & Rechts-vor-Links-Regelung, ansonsten Grüne Welle für Radler*innen
  • Abmarkierung von Dooring-Schutzstreifen
  • Fahrbahnverengung zur allgemeinen Verkehrsberuhigung, die Überholmanöver verhindern
  • regelmäßige Fahrbahnanhebungen, welche die allgemeine Geschwindigkeit weiter reduzieren
  • Fahrradabstellanlagen an den Kreuzungen und Einmündungen, die gleichzeitig gute Sichtbeziehungen sichern und so die Sicherheit verbessern.

Doch es besteht auch noch Nachholbedarf in der Blutenburgstraße. Obwohl es sich um eine Fahrradstraße handelt, fahren und stehen hier zu viele Autos. Die Blutenburgstraße ist für den motorisierten Verkehr freigegeben – wie fast alle der 90 Münchner Fahrradstraßen – sodass der Verkehr weiter fröhlich durchrauschen kann. Das muss sich ändern! Außerdem fordern wir weitere bauliche Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung wie modale Filter. Diese lassen den Radverkehr durch, den Autoverkehr jedoch nicht und verhindern damit den motorisierten Durchgangs- und Abkürzungsverkehr.

Geschützte Radwege in der Nymphenburgstraße

Nur mit diesen zusätzlichen Maßnahmen wird die Radschnellverbindung zwischen Rotkreuzplatz und Altstadtring tatsächlich ihre Wirkung entfalten. Ziel ist es ja, möglichst viele der insgesamt 4.000 täglichen Radler*innen in die Blutenburg- & Karlstraße zu locken und so die parallel verlaufende Nymphenburgstraße zu entlasten.

Doch fahrradfreundliche Nebenstraßen ersetzen geschützte und durchgehende Radwege auf den Hauptstraßen nicht. Die viel befahrene und stressige Nymphenburgstraße braucht dringend einen geschützten Radweg auf beiden Seiten. Wir fordern, dass die Stadt das jetzt zügig in Angriff nimmt.

Nein zum Krieg — Mobilitätswende jetzt erst recht!

Der grausame Ukraine-Krieg dauert nun schon 23 Tage an. Millionen Menschen sind auf der Flucht. Der Krieg muss sofort beendet werden!

Fahrradfahren ist Mobilität ohne russisches Erdöl.

Darum waren wir uns unsicher, die Aktion jetzt zu machen. Warum haben wir uns trotzdem dafür entschieden? Das Fahrrad galt schon lange als Friedenssymbol der Mobilität. Diese Zuschreibung bekommt aktuell eine sehr unmittelbare Bedeutung: Als Teil der Mobilitätswende kann das Fahrrad schnell und kostengünstig dazu beitragen, uns unabhängiger von russischen Erdöl- und Erdgaslieferungen zu machen. Jeder Kilometer, der jetzt mit dem Radl statt dem Auto zurückgelegt wird, bedeutet weniger Geld für die Kriegskasse des Kreml. Deshalb stand unsere Aktion nicht nur für gute Radinfrastruktur, sondern für eine Friedenspolitik in der Mobilität.

Der Krieg in der Ukraine führt uns nochmal vor Augen, dass fossile Energien weltweit Konflikte anheizen. Der kürzlich veröffentlichte zweite Teil des sechsten Sachstandsberichts des IPCC warnt eindringlich wie nie vor den verheerenden Folgen der globalen Erderhitzung. In München entfallen 18 Prozent der CO2-Emissionen auf den Verkehrssektor. Mit dem Fahrrad können wir das sehr schnell und unkompliziert ändern. Die Karlstraße ist dafür ein wichtiges Puzzlestück. Wir bleiben weiterhin mit Euch dran und melden uns schon in ein paar Tagen wieder. Mobilitätswende jetzt!