StVO-Änderungen erleichtern Anordnung von Radstreifen, Fahrradstraßen-Konzept im Stadtrat
Anordnung von (geschützten) Radfahrstreifen und Tempo 30 erleichtert: Jetzt bitte alle mitmachen und Anträge stellen!
Tausendmal beantragt, tausendmal ist nichts passiert? Jetzt ist aber die Zeit gekommen, die Anträge nochmal zu stellen, denn die Anordnung von Radstreifen wurde durch die Reformen des Straßenverkehrsgesetzes (StVG) und der Straßenverkehrsordnung (StVO) erleichtert: War bisher eine “qualifizierte Gefahrenlage” nötig, so reicht es jetzt, wenn die “Leichtigkeit” (des Autoverkehrs) berücksichtigt und die Verkehrssicherheit allgemein nicht beeinträchtigt wird. Außerdem dürften jetzt kurze “Lücken” von bis zu 500m zwischen Tempo-30-Abschnitten (z.B. an Kitas) ebenfalls Tempo 30 bekommen.
Aus der Bundes-ADFC-Pressemitteilung:
Solche Anträge dürfen alle Münchner*innen direkt an den eigenen Bezirksausschuss schicken (formlose E-Mail reicht, Kontaktdaten hier!), wie auch in der jährlichen Bürgerversammlung stellen. Bezirksausschüsse haben auch schon solche Anträge gestellt, zum Beispiel dieser Antrag aus 2021 auf Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit im Bezirk 02 Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt und dieser ähnliche aus Sendling!
Wie schwierig das bisher gewesen ist wird in diesem TZ-Artikel sichtbar: Stadt will Tempo 30 auf der Leopoldstraße – doch scheitert bislang am Widerstand eines Münchners
Wer mehr dazu wissen will, kann dazu einen Vortrag in der ADFC-Akademie online besuchen: Neue Regelungen der StVO – Was bringt das neue Straßenverkehrsrecht? Mit: Roland Huhn (Referent Recht – ADFC-Bundesgeschäftsstelle). Was ändert sich konkret? Welche Chancen ergeben sich für die verkehrspolitische Arbeit?
Donnerstag, 15. August, 18:00 Anmeldung
Montag, 23. September, 18:30 Anmeldung
Tempo 30 – und alles wird gut?
Nein, leider nicht. Unser schwer vermisster Kollege Dr. Michael Hälsig hatte auf seiner Website ausführlich beschrieben, was sonst noch dazu notwendig ist, dass eine Tempo-30 Zone wirklich für Radfahren sicherer gemacht wird. Effektive Geschwindigkeitsreduzierung und Überholverbote, zum Beispiel.
Neuerungen zu Fahrradstraßen beschlossen
Am 17. Juli 2024 beschloss der städtische Mobilitätsausschuss ein ganzes Maßnahmenbündel zu Fahrradstraßen. Vorab wurden auf zwei Pilotrouten verschiedene Verbesserungen einer Fahrradstraße ausprobiert. Die dort erfolgreichen Maßnahmen sollen auf weitere bereits bestehende Fahrradstraßen angewendet werden.
Fahrradstraßen auf IR II Radschnellverbindungen (RSV), IR III Radvorrangrouten (RVR) sowie auf IR IV Radverkehrsverbindungen sollen wie die Pilotrouten bevorrechtigt werden. Diese Bevorrechtigung soll an Knotenpunkten durch Roteinfärbung und Haifischzähne angezeigt werden. Mangelhafte Sichtbeziehungen sollen schnellstmöglich behoben werden.
In Fahrradstraßen sollen Sicherheitstrennstreifen zu parkenden Autos markiert werden, insbesondere um die Gefahr von Dooring-Unfällen zu verringern.
Bei Verkehrsstärken über 1500 Kfz/Tag soll die Einrichtung von modalen Filtern zur Verhinderung von Kfz-Durchgangsverkehr geprüft werden.
Positiv ist auch, dass unebene Fahrbahnbeläge künftig prioritär beseitigt werden sollen.
Wir freuen uns, dass die Bevölkerung über Fahrradstraßen besser informiert werden soll. Dass z.B. nebeneinander radeln erlaubt ist!
Der Radentscheid hätte sich zusätzlich auch noch die Einrichtung von Lieferzonen gewünscht, um Behinderungen durch 2. Reihe-Parker zu minimieren und bedauert, dass es zur Einführung von Fahrradzonen leider nur eine unverbindliche Absichtserklärung und die Aussicht auf ein langjähriges Pilotprogramm gibt.
Sollte die Umsetzung des Beschlusses nicht aus verkehrsrechtlichen Gründen oder Mangel an Ressourcen scheitern, wird er zu einer deutlichen Aufwertung der Fahrradstraßen führen und die Unterschiede zu einer normalen Tempo-30-Straße sichtbar vergrößern.
Da es für die Einrichtung von Fahrradstraßen gesetzliche Hürden gibt, werden die Tempo-30-Straßen im Nebenstraßennetz allerdings weiterhin eine große Bedeutung behalten.
- Beschlussentwurf des Mobilitätsreferates mit dem wichtigen Kapitel 4.2, weitere Empfehlungen zu den Fahrradstraßen
- Radentscheid München Stellungnahme zum Beschlussentwurf
- Beschluss des Mobilitätsausschusses
- Mobilitätsreferat-Seite mit dem Abschlussbericht der externen Gutachter*innen
Wir haben die Pasinger Brücke gefeiert
Am Nachmittag des 17. Juli hat das Aktionsteam die zweite Aktion des Jahres der Reihe “Wir Feiern / Fordern jeden Meter” zelebriert! Und was für ein Fest – diesmal abseits der Altstadt auf der Radl-Stammstrecke!
Brücken verbinden Orte, verbinden Menschen, eröffnen neue Perspektiven.
Vor zweieinhalb Jahren haben wir vom Radentscheid München die Eröffnung der Rad- und Fußgängerbrücke auf der Südseite der S-Bahn-Stammstrecke gefeiert und gleichzeitig eine Schwester nördlich gefordert. Nun ist es so weit! Die Radler*innen können nördlich der S-Bahn-Stammstrecke ohne Stopp über die Offenbachstraße hinweggleiten. Höchste Zeit, diesen Meilenstein der Radl-Stammstrecke zwischen Pasing und Hauptbahnhof zu feiern!
Dies ist auch das Ergebnis des unermüdlichen Engagements der städtischen Mitarbeitenden, wofür wir uns bedanken. Da haben wir uns auch gesprochen und haben neue Ideen für die Radlhauptstadt München gesponnen. Für eine ganzheitliche Radinfrastruktur braucht es ein durchgehendes Netz mit sicheren und bequemen Verknüpfungen. Wir hatten konstruktive Gespräche, damit die Umsetzung des Radentscheids München weiter an Fahrt aufnimmt.
Wir haben ein gemeinsames Ziel: Alle Radfahrenden sollen überall sicher, zügig und entspannt unterwegs sein können.
Der amerikanische Mobilitätsexperte John Simmermann (Active Towns) war dort auf Tour mit dem städtischen Radlbeauftragten Florian Paul, und auf seinem Kanal wird bald noch ein Video erscheinen. Hier schon vorab sein erstes schönes München-Video:
Schyrenstraße – Das Kopfsteinpflaster ist weg
Die Alternative zur Humboldtstraße in der Au ist jetzt viel schöner! Den extrem schmalen Radweg mit geparkten Autos, deren Türe auf dem Radweg direkt öffnen, kann jetzt komfortabler vermieden werden. Wie gefällt’s? Gibt’s Straßen bei Dir, wo der Kopfsteinpflaster das Radeln nervig macht?
Bicibus: Sicher und bequem zur Schule mit dem Fahrrad
Mit dem Bicibus des ADFC München sind Kinder diesen Sommer an drei Freitagen geradelt.
- An festgelegten Haltestellen sammelten sich Kinder und fuhren gemeinsam in Begleitung von Erwachsenen zur Schule.
- Die Strecke war kindgerecht und an die Schulzeiten angepasst.
Im Sommer können Eltern mit ihren Kindern eine Strecke zur Schule ohne Zeitdruck ausprobieren – vielleicht wäre ein Bicibus etwas für Deine Kinder im kommenden Schuljahr? Melde Dich bei bicibus@groups.adfc-muenchen.de wenn Du und / oder Dein Kind mitmachen wollt!
„Altstadt für alle“: Informationsveranstaltung und Zeitungsartikel
Am 8. Juli fand die dritte Bürgerbeteiligung zum Thema „Altstadt für alle“ statt. In der Veranstaltung wurden die Pläne der Stadt zur Umgestaltung der Altstadt vorgestellt und diskutiert. Besonders spannend ist die Idee der Kammern – dass Autos nicht von einem Altstadt-Viertel in andere fahren dürfen, sondern erst aus der Altstadt raus müssen, um wieder einzufahren – mit anderem Namen: Superblocks (hier Seite 79). Alle Präsentationen dazu sind auf der Website des Mobilitätsreferates. Die nächste Veranstaltung im Oktober 2024 wird alle Ergebnisse präsentieren, nach der Jugendbeteiligung und noch einem Bürgerpanel. Wir werden das auch ankündigen!
- Wochenserie: Altstadt für alle – Was sagt die Politik? München TV
- Planungsbüros stellen Konzept für die Altstadt der Öffentlichkeit vor TZ / Hallo München
- „Autogerecht führt in eine Sackgasse“: So soll München sich in Zukunft verändern AZ
Der Lenkungskreis Radentscheid trauert um Dr. Michael Hälsig
Wir vom Lenkungskreis Radentscheid München sind zutiefst erschüttert über den Tod unseres langjährigen Mitstreiters für eine bessere Radinfrastruktur in München, Dr. Michael Hälsig. Von einer seiner geliebten Bergtouren kehrte er nicht mehr zurück. Die Liebe zum Panorama der Natur und den Bergen war das perfekte Gegenstück zu seiner Liebe zu Bildschirmarbeit, zu Daten und Fakten. Als IT-Experte hat er uns alle im LK gelehrt, systematisch, logisch und stringent zu denken und die Potenziale aufgezeigt, die in der klugen Datennutzung für die Verkehrswende schlummern. Als Mitglied des Lenkungskreises arbeitete er an der zukünftigen Radnetzplanung und an den Planungsleitlinien für die Umsetzung des Radentscheids, in ständigem und konstruktiven Austausch mit der Verwaltung, unzählige kleine Schritte hat er angestoßen und so das große Ganze vorangetrieben. Keine Themen für die große Bühne, und dabei doch das unabdingbare Fundament für bessere Mobilität.
Sein Werk Radwegplanung München wird der ADFC München übernehmen und fortführen.
Am 23. Juli haben wir am Friedhof Baierbrunn von ihm Abschied nehmen dürfen.
Unser kompletter Nachruf ist auf der Website.